In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Dankbar blicke ich heute zurück auf über 60 Jahre, in denen ich viele wunderbare und interessante Reisen machen durfte. Ich stelle mir vor, ich bin im Besitz eines Zauberstabes, der mich in vergangene Urlaube zurückversetzen kann. Wie würde mein perfekter Tag aussehen? Nun, vielleicht so:
Nach einer angenehmen Nacht im Baumhaus der Maquenque Eco Lodge sitze ich um 6 Uhr im Bett; Brüllaffen haben mich geweckt. Neben mir ein frisch gebrauter Kaffee, vor mir der Regenwald. Ohne Glasscheiben, nur ein Fliegengitter trennt uns. In etwa drei Metern Entfernung ein Tukan-Pärchen. Die letzten Dunstschleier. Zikaden, Vogelrufe, ein Schwarm krächzender Papageien. Und der Regen tropft auf unser Dach. Gemütlich.
Zum Frühstück im Siwandu Camp sitzen wir auf der Holzterrasse des Restaurants und schauen auf den See, an dem gerade ein junger Elefantenbulle mit weichen, rhythmischen Schritten vorbeigeht. Vor mir ein weiterer Kaffee, und der aufmerksame Mtoro schleppt nach und nach alles, was man sich nur wünschen kann, aus der Küche herbei. Bald wird head guide Joseph kommen, um uns wieder zu einem morgendlichen, spannenden game drive abzuholen.
Die Mittagspause verbringe ich an Deck der MS "Tucano" auf dem Rio Negro. Meine Füße liegen auf der Reling, und der Regenwald zieht langsam an mir vorbei. Hinter mir flattern unsere zum Trocknen aufgehängten Hemden, und guide Souza hält seine verdiente Siesta in einer Hängematte. Gleich werde ich den selten gewordenen Botos beim Spielen im Wasser zusehen können.
Am frühen Nachmittag starten wir auf Kvaløya mit dem Huskyschlitten in die Polarnacht. Es hat zu schneien angefangen, und die Szenerie der Winterlandschaft ist perfekt, ausgeleuchtet von den starken Stirnlampen der Musher. Ich nehme Platz auf dem mit Rentierfell gepolsterten Schlitten, und mit einem "Go!" setzt sich unser bereits ungeduldiges Gespann in Bewegung. Mit "gee" (rechts abbiegen) und "haw" (links abbiegen) geht es zwischen kahlen Birken und um einen zugefrorenen See herum. Ich schweige und genieße das, was ich sehe und höre und fühle. Glücksgefühle pur.
Ein wunderbarer, sonniger Herbstnachmittag im Forillon-Nationalpark. Immer an der Küste längs haben wir ihn umrundet, um dann in einer einsamen Bucht zu einem kleinen Picknick Platz zu nehmen. Unter den aufmerksamen Augen einer Krähe beobachten wir Seevögel und eine einsame Robbe und freuen uns über den Besuch eines neugierigen Hermelins.
Weiter geht die Reise nach Westaustralien, an den Cable Beach in Broome. Hier genieße ich den Sonnenuntergang in einem Campingstuhl und mit einem Coopers Pale Ale in der Hand.
Nach einem fröhlichen, opulenten Dinner mit meinen Freunden in einem Maharaja-Palast irgendwo in Rajasthan bringt mich mein Zauberstab zur abendlichen Ganga Aarti-Zeremonie in Varanasi, in der Mutter Ganga zu Bett gebracht wird.
Und auch ich gehe schlafen. Müde, aber glücklich nach diesem außergewöhnlichen Reisetag.
Life Is Good.
(c) 2025